Das aus dem 18.Jahrhundert stammende Heilige Grab wurde auch in diesem Jahr durch Mitglieder des Heimatvereins für die Karwoche, sowie der Osterzeit in der Pfarrkirche St. Karl Borromäus in Neusatz aufgebaut.
Bereits Mitte der 1980 Jahre entdeckte unser damaliges Vorstands- und Ehrenmitglied Karl Heinz Jutz, die letzten noch erhalten gebliebenen Teile in der Neusatzer Kirche, besser im oberen Bereich des Glockenturms in einem sehr schlechten Zustand. Völlig verstaubt und von Taubenkot übersät, lagen und standen sie in einer Ecke. Nach seiner Recherche wurden die Teile des Heiligen Grabes aus der Alten Dorfkirche, nach Fertigstellung des Neuen Gotteshauses dorthin gebracht, und bis zur Mitte der 1940 Jahre im Seitenaltar, was das erzbischöfliche Bauamt bereits 1914 empfahl, räumlich passend aufgestellt.
Fast in Vergessenheit geraten, wurden diese Teile 2012 im Rahmen einer Kirchenputzaktion, anlässlich der 100 Jahrfeier wiederentdeckt. Beim ersten sichten der vorgefundenen Teile standen wir vor einem gewaltigen Problem. Nichts passte, oder schien irgendwie zusammen zu gehören. Dazu war alles stark verschmutzt. Zeitzeugen waren rar, oder ebenfalls mit dem Gewirr an Teilen schlicht weg überfordert. Von Mesner Franz Müller erhielten wir zwar mündliche Erinnerungen, da er bei den letzten Aufbauten noch dabei war. Es existierte zwar noch ein Foto, erkennen ließ sich darauf leider wenig. Nach Aussage von Franz Müller wurde die Kulisse von je her mit allerlei Nägel, Schrauben und Draht irgendwie zusammen gebaut, und war damals schon für alle Beteiligten ein Problem beim Aufbau. Nach dem uns schließlich ein gewisser Aufbaustil ersichtlich wurde, gewannen wir den Eindruck, dass das Ganze alles andere als standsicher wird. Weitere Experimente mit Draht und Nägeln wollten wir dann doch nicht eingehen. So entschieden wir, nach Rücksprache mit unserem damaligen Pfarrer Pater Christoph Eichkorn auf eine vereinfachte, aber sichere Aufbauweise, ohne den Charakter des eigentlichen zu verändern.
Bevor es jedoch zu einem Aufbau kommen konnte, mussten alle Teile gereinigt und auf etwaige Schäden geprüft werden. Hier fanden wir in dem Restaurierungen & Malerbetrieb Kurz aus Rastatt-Ottersdorf einen kompetenten und erfahrenen Fachbetrieb. Die einfachen Holzteile wurden in Neusatz gereinigt und geprüft. Lediglich die zwei großen Flügeltüren,und die kleinere Rückwand, welche mit bemaltem Leinwand bespannt sind, sowie der lebensgroße Korpus wurden in der Malerwerkstatt in Ottersdorf gereinigt und auf Schäden hin untersucht. Des Meisters fachlich kundige Auge konstatierte ein gutes Gesamturteil über alle vorhandenen Teile. Lediglich kleinere Leinwandschäden, was angesichts des Fundortes selbst schon als kleines Wunder angesehen werden kann, wurden festgestellt und behoben. Malermeister Kurz war überrascht als er beim reinigen der beiden Flügeltüren auf deren Innenseite ebenfalls gemalte Darstellungen freilegte. Diese waren beim Auffinden vor lauter Staub und Dreck nicht sichtbar.
Durch Schreinermeister Johannes Huck und Schreiner Adolf Horcher bekamen wir fachliche und handwerkliche Kompetenz bei sämtlichen Holzarbeiten. Durch ein Möbelstecksystem wurde ein einfacher Aufbau, sowie eine sichere Standfestigkeit in das Gefüge gebracht. Die fehlenden Holzteile wurden in der Schreinerei auf der Hard neu angefertigt. Die Bemalung und bildhafte Ausgestaltung oblag wieder Malermeister Kurz, der sich am Original orientierte.
Durch eine Beleuchtung des Grabgewölbes, installiert durch die Elektromeister Thomas Mukenhirn, welche das bengalische Feuer aus damaliger Zeit ersetzt, wird die Grabesszene ins rechte Licht gerückt.
Das sich nach hinten verjüngende Konstrukt, suggeriert dem Betrachter das Gefühl einer Grabkammer, bzw. eines Grabgewölbes. Dieser Eindruck wird durch das schwarze Tuch, welches als Himmel eine etwas gedrückte Stimmung vermittelt, verstärkt.
Als schließlich im Jahr 2014 das Heilige Grab endlich, nach fast 70 Jahren, wieder in seiner gesamten imposanten Größe im Seitenaltar der Neusatzer Kirche der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte, waren alle Beteiligten sichtlich berührt. Um diesen Brauchtum nachfolgenden Generationen zu erhalten und nahezubringen, bauen wir das Heilige Grab jedes Jahr auf.
Trotz intensiver Recherche und Nachforschungen konnte weder der Künstler, noch das Entstehungsjahr unseres Heiligen Grabes zweifelsfrei ermittelt werden. Nach der bildlichen Ausführung, dem Stil im Allgemeinen liegt die Vermutung nahe, es der Mitte des 18. Jahrhunderts einzuordnen.
Ein großer Dank gilt allen Beteiligten, allen Firmen, allen Förderer die durch Ihre Arbeit und Unterstützung dazu beigetragen haben, dieses für Neusatz einzigartige kulturhistorische wertvolle Kleinod zu erhalten.